Amphibienwanderung 2024 an der B 241 am Krähenholz
Amphibienretter sind glücklich, dankbar, hoffnungsvoll und sorgenreich
Goslar / Vienenburg - Am 31. Oktober 2024
wurden die Sammelaktionen für dieses Jahr von den Naturfreunden und auch von den Waschbären eingestellt. Die Amphibien haben ihre Sommer- und Herbstwanderung unerwartet früher beendet. Die Helfer
blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück.
Foto: Eine Sensation, wieder wurde eine Wechselkröte gefunden.
Glückliche Amphibienretter
Glücklich und zufrieden sind die Amphibienretter von der B 241 am Krähenholz zwischen Goslar und Vienenburg. Die positive Entwicklung der Bestände aller Amphibien - Kröten, Frösche und Molche -
wurde durch die Sommer- und Herbstwanderung erneut bestätigt. Im Frühjahr waren die Helfer schon von den Ergebnissen überrascht worden. Vom 1. Februar bis zum 30. Juni 2024
konnten 4.106 Tiere über die Straße getragen werden. Der Sommer und Herbst stellte dann noch alles in den Schatten. Es wurden 9.212 Amphibien
gerettet. Das heißt, es waren in diesem Jahr insgesamt 13.318 Tiere. Die Bestände haben sich gegenüber dem Jahr 2023 verdoppelt. Die nachstehenden Grafiken
zeigen die positive Entwicklung.
Diese Zunahme erklären wir uns hauptsächlich durch die unterschiedlichen klimatischen Verhältnisse in den beiden letzten Jahren. Das Jahr 2023 war in unserer Region sehr trocken und warm. Hinzukommt, dass im Jahr 2024 mehr ehrenamtliche Helfer zum Einsatz kamen. Die Sperrung der Bundesstraße 241 für den Durchgangsverkehr seit 2 Jahren hat mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zu dieser positiven Entwicklung beigetragen.
Besonders erfreulich ist die Zunahme der Bestände von Fröschen und Molchen, darunter auch der in Deutschland besonders geschützte Nördliche Kammmolch (Triturus cristatus). In Niedersachsen steht er auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere - Stufe 3.
21 Kammmolche konnten in 2024 registriert werden. Da auch juvenile Tiere gefunden wurden, kann immer mehr davon ausgegangen werden, dass eine kleine Population an der B 241 am Krähenholz existiert und unbedingt geschützt werden muss. Im Jahr 2023 gab es 11 Nachweise. Gefunden wurden die meisten Tiere immer in den Sommer- und Herbstmonaten. Leider wurden auch wieder einige Kammmolche überfahren. (Bilder sind per Klick vergrößerbar)
Highlight
Bei den 13.318 Tieren wurde nicht erfasst der erneute Fund einer Wechselkröte (Bufo viridis) im September durch Petra Kammann. Das ist wieder eine Sensation. Bereits im Oktober 2023 wurde ein Weibchen gefunden. (Siehe Bilder) Die Wechselkröte wird in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) auf Anhang IV als streng zu schützende Art gelistet und ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) streng geschützt. Aktuell ist die Wechselkröte in Niedersachsen akut vom Aussterben bedroht. (Rote Liste 1 - (0 bedeutet ausgestorben)) Sie kommt nur noch in den Landkreisen Helmstedt und Wolfenbüttel vor. Somit ist die Wechselkröte die am stärksten gefährdete heimische Amphibienart in Niedersachsen. Auch in ganz Deutschland ist sie nur lückenhaft verbreitet.
Der Fund wurde ordnungsgemäß gemeldet, aber wie auch schon im Vorjahr gab es von behördlicher Seite keine Reaktionen.
Dankbare Sammelleiter
Petra Kammann und Regine Schadach, Sammelleiterinnen der Sammelgruppe, danken allen Helfern für ihre engagierten Einsätze. 1.204 Sammelstunden wurden geleistet. Dank der Presseartikel in der GZ und insbesondere im Harzer Panorama am Sonntag konnten Helfer dazu gewonnen werden. So konnte ein größerer Streckenabschnitt an der B 241 betreut und dadurch mehr Tiere eingesammelt werden. Infolgedessen gab es gegenüber 2023 weniger Verkehrsopfer. Unsere Jüngste, sie heißt Elina und ist 4 Jahre alt, war auch wieder dabei und konnte junge Teichmolche retten.
Trotzdem brauchen wir mehr Helfer, um Ausfälle (wie durch Krankheit, Urlaub, berufliche Tätigkeiten) auszugleichen.
Harald Rothkirch aus Goslar hat in einem Kommentar am 18. August 2024 zum Bericht über die Frühjahrswanderung 2024 geschrieben:
„Seit Februar 2024 gehören meine Frau und ich der Gruppe "Amphibien-Retter" an.
Was hat uns bewogen, dort mitzumachen? Den Anstoß dazu gab ein Artikel im "Harzer Panorama", in dem um weitere Helfer geworben wurde. Dadurch fühlten wir uns angesprochen, denn schon vorher gab es bei uns den Wunsch, etwas mehr für die Umwelt zu tun.
Nun erfüllt uns nach jeder Sammelaktion ein gutes Gefühl, wieder etliche Amphibien vor dem sicheren Tod durch den Straßenverkehr gerettet zu haben. Zugleich merken wir, dass uns der abendliche Spaziergang in der meist stillen Natur, die nur durch das Quaken der Frösche und dem Ruf des Uhus unterbrochen wird, sehr gut tut. Auch die Gruppe ist sehr herzlich. Zudem lernen wir viel von Regine über Pflanzen und Tiere und deren Besonderheiten. Weil das Sammelgebiet aber für unsere Gruppe sehr groß ist und wir deshalb nur einen Teil der Amphibien retten können, wäre es schön, wenn noch weitere Helfer dazu kommen könnten.“
Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und machen mit. Jeder bestimmt für sich selbst, wie oft er teilnimmt. Es gibt kein „MUSS“!
Unsere Kontaktdaten:
Regine Schadach Tel: 0171 4947406
Petra Kammann Tel: 0175 5274194
Mail: amphibienrettung@web.de
Für Unterstützungen im Jahr 2024 danken wir wiederholt der Firma EURAWASSER, dem Forstamt Clausthal-Zellerfeld, der Firma Ökofrank und der Unteren Naturschutzbehörde Goslar. Zum Frühjahrsende wurde von den Helfern und vom Harzer Panorama am Sonntag ausführlich berichtet. (Berichte stehen ihnen als Download zur Verfügung)
Hoffnungsvoll schauen die Helfer in die Zukunft
Niemals aufgeben, jedes einzelne Leben zählt. Ein Motto, was sich die Sammelgruppe für den Amphibienschutz auf die Fahne geschrieben hat.
Aber auch das Leben der Helfer an der B 241 ist gefährdet.
Aus diesem Grund haben die Helfer die dringliche Bitte nach einer lokalen, temporären Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h über 70 km/h auf 50 km/h während der Sammeleinsätze schriftlich bei der Unteren Naturschutzbehörde Goslar (UNB) eingereicht. Diese soll für die nächsten Jahre gelten und nicht nur, wie für das Jahr 2023 bis zum 30. April, sondern für den gesamten Sammelzeitraum, also bis zum 30. November eines Jahres.
Ergänzt wurde die Bitte durch eine schriftliche und ausführliche Begründung, die am 30. September 2024 an die UNB gesandt wurde. Der BUND Goslar hat unserer Bitte mit einem Unterstützerschreiben beigepflichtet. Bis zum heutigen Tag gab es leider keine Rückmeldungen.
(Als Download die Bitte der Amphibienretter und das Unterstützerschreiben vom BUND Westharz)
Wir geben nicht auf. Wissen wir, dass die behördlichen Mühlen manchmal langsam arbeiten.
Wir hoffen auf ein positives Ergebnis!
Amphibienretter machen sich Sorgen um die Amphibien
Vielleicht unbegründet!?
In diesem Jahr haben wir erst vereinzelt, dann zum Herbst hin vermehrt Tiere mit aufgeblähten Bäuchen beobachtet. Gerade im Herbst tragen die Amphibien keinen Laich. Also haben wir versucht, die Ursachen zu ergründen. Nach unseren Recherchen vermuten wir, dass es sich eventuell um die sogenannte „Bauchwassersucht“ handeln könnte. Aquarianer kennen diese Erkrankung sehr gut.
Unsere Quelle ist ein Bericht des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt zum Thema: Feinde und Krankheiten heimischer Lurche und Kriechtiere. Heft 4/2015 - hier auch als Download
Sicherlich müssen / sollten im nächsten Jahr Untersuchungen durchgeführt werden!? Diese Erkrankung kann wohl ganze Populationen auslöschen. Ursachen sind Bakterien und Pilze. Die Krankheit ist ansteckend. Das wäre für die LIFE-BOVAR Projekte in diesem Gebiet fatal. Zumal die Kreuzkröte (Epidalea calamita) angesiedelt werden soll.
Die Amphibienhelfer haben sich an die UNB Goslar gewandt. Der Fall wurde an die Veterinärin des Landkreises Goslar weitergeleitet. Sie wird sich demnächst mit den Sammelleiterinnen in Verbindung setzen.
Wir wünschen allen Helfern eine schöne Vorweihnachtszeit, ein besinnliches Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Anlagen als Download - hier stellen wir ihnen die umfangreichen Statistiken, Tagesprotokolle, Grafiken und den Abschlussbericht als PDF zur
Verfügung.
Quelle: Petra Kammann und Regine Schadach
Fotos: Regine Schadach
Regine Schadach (Samstag, 23 November 2024 22:52)
Danke Hartmut!
Wird die B 241 wieder für den Durchgangsverkehr freigegeben, dann brauchen wir unbedingt eine lokale, temporäre Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h über 70 km/h auf 50 km/h während aller Sammeleinsätze. Nicht nur bis zum 30. April, sondern bis zum 30. November des Jahres. Einen Antrag / eine Bitte haben wir bereits gestellt.
LG Regine
Hartmut Schulze (Samstag, 23 November 2024 21:56)
Liebe Regine, vielen Dank für deinen guten und ausführlichen Bericht. Ich möchte aber zu Bedenken gebeben, das ab nächstes Jahr die Brücke in Richtung Vienenburg wieder befahrbar ist. Dadurch entsteht für uns alle eine andere und gefährliche Situation. LG an alle freiwilligen Helfer und dir Regine mit Volker...